Die sieben Worte Marias
In einer freundschaftlichen Kontroverse mit einem Mitbruder
sagte mir dieser, er halte nicht viel von den Marienerscheinungen, auch nicht
von den durch die Kirche als echt anerkannten wie in Lourdes und Fatima, weil
ihm da Maria viel zu viel nach Weiberart rede; das sei nŠmlich nach der
Schilderung der Hl. Schrift gar nicht Marias Art. In der Hl. Schrift werde
Maria vielmehr als sehr wortkarg und schweigsam geschildert.
Ich erwiderte diesem Mitbruder, dass sein Einwand nur zum
Teil stimme, denn es seien uns in der hl. Schrift doch sehr vielsagende Worte
Marias Ÿberliefert. Zugegeben, die Evangelien schildern uns die Jungfrau Maria
mehr als den stillen, in sich gekehrten, besinnlichen, meditativen,
kontemplativen Menschen, der lieber Ÿber gehšrte Worte viel und tief nachdenkt
und nachsinnt, als selber viele Worte zu machen; und wohl mit Recht hei§t es
von Maria nach der weihnachtlichen Begegnung mit den Hirten von Bethlehem und
deren hšchstwahrscheinlich sehr wortreichem Bericht Ÿber das, was sie gesehen
und erlebt hatten: ãMaria bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem
HerzenÒ (Lk 2,19). Dennoch hat Maria dort, wo es zu reden galt, auch geredet;
und die sieben Worte Mariens, die uns in der Hl. Schrift aufgezeichnet sind,
verdienen es, dass wir Ÿber sie oft meditieren und sie beherzigen, zumal dabei
sehr deutlich nicht nur ein auffallender Gleichklang mit der Botschaft Marias
in Lourdes und Fatima spŸrbar wird, sondern auch staunenswerte AktualitŠt der
Worte jener, die uns das fleischgewordene ewige Wort Gottes vermitteln durfte.
(Dabei legt
sich unwillkŸrlich ein Vergleich zwischen den sieben letzten Worten, die Jesus,
der Sohn Marias und Sohn des himmlischen Vaters, vom Kreuz herab gesprochen
hat, und den sieben Worten Marias, die uns in der Hl. Schrift aufgezeichnet
worden sind, nahe. In einem alten Passionslied werden Strophe fŸr Strophe die
sieben letzten Worte Jesu am Kreuz besungen: ãVater, verzeihÔ ihnen, sie wissen
nicht, was sie tun!Ò (Lk 23,34) – ãAmen, ich sage dir (dem rechten
SchŠcher): Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!Ò (Lk 23,43) –
ãFrau, siehe da dein Sohn! Siehe da deine Mutter!Ò (Joh 19,26f) – ãMich
dŸrstet!Ò (Joh 19,28) – ãMein Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen?Ò (Mk 15, 34 f; Mt27,46f) – ãVater,
in deine HŠnde empfehle ich meinen Geist!Ò (Lk 23,46) – ãEs ist
vollbracht!Ò (Joh 19,30).- IN der Einleitungsstrophe eines alten Passionsliedes
hei§t es: ãDa Jesus an dem Kreuze hing/ und ihn der bittre Tod umfing/ mit
unnennbaren Schmerzen./ Da sprach er sieben Worte noch./ ErwŠgÔ sie tief im
Herzen!Ò Was hier von den sieben letzten Worten Jesu am Kreuze gesungen wird,
das kšnnte man in Šhnlicher Weise auch von den sieben Worten Marias sagen, die
uns in der Hl. Schrift aufgezeichnet sind. Maria sprach diese Worte zwar nicht
auf Golgotha, zu F٤en des Kreuzes Jesu. Da schwieg sie in unsagbarer Trauer
und in ergreifendem Mitleiden und Mitopfern mit ihrem gšttlichen Sohn. Die
sieben Worte Marias verteilen sich vielmehr auf mehrere Abschnitte in ihrem Leben
vor dem Kreuzestode Jesu und zwar treffen vier Worte Mariens vor dem
Weihnachtsereignis der jungfrŠulichen Geburt Jesu in Bethlehem, drei Worte
danach. AufgeschlŸsselt je nach der Person, zu der Maria ihre sieben Worte
sprach, kšnnen wir sagen: Zwei Worte sprach Maria zum Engel Gabriel, zwei Worte
zu ihrer greisen Verwandten Elisabeth, zwei Worte zu ihrem gšttlichen Sohn
Jesus Christus und ein Wort zu den Dienern bei der Hochzeit zu Kana.)
Zwar hat Maria sicher im Laufe ihres Erdenlebens noch šfter
gesprochen. Aber nur die bei der VerkŸndigung (Lk 1,26-38), bei der Heimsuchung
(Lk 1,39-56), bei der Suche nach dem zwšlfjŠhrigen Jesusknaben (Lk 2,31-50) und
bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-11) gesprochenen Worte Marias dŸnkten den
Evangelisten bedeutsam genug, fŸr die Nachwelt aufgezeichnet zu werden. Sehen
wir sie uns nŠher an und meditieren wir darŸber:
1. Zuerst
geht es um die VerkŸndigung des Engels Gabriel, der von Gott in eine Stadt
GalilŠas namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt wurde, die mit einem Manne
namens Joseph aus dem Hause Davids verlobt war. Der Name der Jungfrau war
Maria.Ò (Lk 1,26-27). Der Engel entrichtete den Gru§ des Allerhšchsten: ãSei
gegrŸ§t, Gnadenvolle! Der Herr ist mit dir!Ò der Engel richtete dann die
gewaltige Botschaft aus: ãFŸrchte dich nicht.......Ò
Hier fehlt ein gro§er Teil dieser Predigt, da diese Seiten leider
nicht mehr vorhanden sind!!
.....dorthin
bringen, wo vielleicht Friedlosigkeit und Streit herrschen! Was kšnnen wir den
Menschen heute Besseres wŸnschen und Besseres vermitteln als das, was Maria
ihrer Verwandten Elisabeth gewŸnscht und gebracht hat: ãSchalom!Ò Friede! Mit
diesem Gru§ hat auch der Auferstandene die Seinen begrŸ§t: ãFriede sei mit
euch!Ò (Joh 20,19-21). Schalom! Friede! Frieden fŸr die Herzen! FŸr die
Eheleute! FŸr die Familien! FŸr unser Volk und Land! Frieden auch fŸr den Nahen
Osten und fŸr Israel, wo man sich heute noch so grŸ§t, wie es einst Maria und
ihr gšttlicher Sohn getan und uns gelehrt haben: Schalom! Friede!
Nach dem Gru§
Marias kam der Geist Gottes, der Hl. Geist Ÿber Elisabeth und sie begrŸ§te nun
umgekehrt ihre junge, hoch begnadete Verwandte und rief aus: ãDu bist
gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes! Wer
bin ich denn, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? ... Selig, die du
geglaubt hast, dass in ErfŸllung geht, was dir vom Herrn gesagt worden ist!Ò
(Lk 1,41-45). So sprach Elisabeth.
Nun aber konnte
Maria sich nicht mehr zurŸckhalten. Sie brach in Ÿberstršmenden Jubel aus. Ihr
Ÿbervolles Herz, das erfŸllt war von dem wunderbaren Gottesgeheimnis, das sie
bis dahin noch niemandem anvertraut hatte, schŸttete sie nun gleichsam aus, und
sie begann ihr viertes Wort zu sprechen, jenes schšnste und lŠngste Wort
Marias, das uns unter dem lateinischen Anfang bekannt ist:
4. ãMagnificat!Ò
ãMeine Seele preist die Grš§e des Herrn und
mein Geist jubelt Ÿber Gott, meinen Retter; denn auf die Niedrigkeit seiner
Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der mŠchtige hat Gro§es an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt
sich von Geschlecht zu Geschlecht Ÿber alle, die ihn fŸrchten. Er vollbringt
mit seinem Arm machtvolle Taten; er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind.
Er stŸrzt die MŠchtigen vom Thron und erhšht die Niedrigen. Die Hungernden
beschenkt er mit seinen Gaben und lŠsst die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und
denkt an sein Erbarmen, das er unseren VŠtern verhei§en hat, Abraham und seinen
Nachkommen auf ewig!Ò
Maria lŠsst im Magnificat gleichsam den
Lobpreis auf ihre Person, den sie eben aus dem Mund Elisabeths vernommen hat,
nicht gelten, sie gibt diesem Lobpreis sofort eine neue Adresse: Nicht ich bin
selig zu preisen, Gott ist dankbar hochzupreisen: ãHochpreiset meine Seele den
Herrn!Ò Das Magnificat ist kein Hymnus auf Maria, es ist ein Hymnus von Maria
auf die GŸte, Allmacht und Treue des Herrn, der auf seine kleine, niedrige
Magd, in der das alte und das neue Israel verkšrpert ist, ganz ohne ihr
Verdienst herabgeschaut hat. Im Magnificat eršffnet Maria ihr ganzes, von
reicher Kenntnis der Hl. Schrift des Alten Testamentes befruchtetes Seelenleben
in einem ergreifenden Lob- und Dankgebet an den MŠchtigen, dessen Name heilig und der so
unsagbar Gro§es an Maria und am alt- und neutestamentlichen Volk Gottes getan
hat! Das Magnificat besteht, wie man festgestellt hat, fast ausschlie§lich aus
AnklŠngen an biblische Texte mit dauernder Verwendung von Bildern und Worten
aus dem Alten Testament. Ganz offensichtlich lebte Maria in solcher
Vertrautheit mit der Bibel und in so innigem Kontakt mit der Geschichte des
Volkes Gottes, das sie davon ganz durchdrungen war und sogar ihre eigene Freude
und Dankbarkeit mit den Worten der Psalmisten und Propheten aussprach. Die
engste Anlehnung zeigt sich beim Magnificat an das Loblied Annas, der Mutter
Samuels (1 Sam 2,1 -10); es scheint, als habe Maria genau die Situation der
Mutter Samuels auf ihr Leben Ÿbertragen. Durch ihre Unfruchtbarkeit erniedrigt,
hatte Anna zu Gott gebetet: ãHerr der Heerscharen! Wenn du das Elend deiner
Magd ansiehst und meiner gedenkst, wenn du deiner Magd nicht vergessest und ihr
einen Sohn schenkst, so will ich ihn dir, Jahwe, weihen fŸr sein ganzes
Leben...Ò
Noch viel mehr als bei der Mutter Samuels
hat Gott bei Maria auf die Niedrigkeit seiner Magd herabgeschaut und Gro§es,
unsagbar Gro§es an ihr getan, so dass von nun an alle Geschlechter sie selig
preisen werden. Dabei ist ihr nichts anderes widerfahren, als dass Gott ihre
Niedrigkeit angesehen hat. Aber dieses Ansehen ihrer Niedrigkeit war ein
Augenblick voller Ewigkeit. Und es gibt nichts Grš§eres zwischen Himmel und
Erde, als was im Augenblick des Ansehens der Niedrigkeit der Magd des Herrn
geschah. Der Anfang und das Ende der Weltgeschichte schauen hin auf diesen
einen Punkt: auf Christus, und auf jene, die ihn von jenem Augenblick an in
ihrem jungfrŠulichen Scho§ trug. Durch die TŸr der Niedrigkeit der Magd des
Herrn trat die Herrlichkeit Gottes in die Welt ein.
Wenn wir noch etwas nŠher Ÿber den Inhalt
des Magnificat meditieren, so kann man vielleicht sagen: Die drei Strophen
dieses einmalig schšnen Liedes handeln vom demŸtigen Einblick Marias in das
Gnadenleben der eigenen Seele (1. Strophe), vom vertrauensvollen Aufblick zu
Gott, der alle menschliche Auflehnung gegen sein Gebot zu brechen vermag (in
der 2. Strophe) und vom dankbaren RŸckblick auf die Geschichte des auserwŠhlten
Volkes im Všlkeradvent (in der 3. Strophe).
In der 1. Strophe geht es um den demŸtigen
Einblick Marias in das Gnadenleben der eigenen Seele. Und was konstatiert Maria
bei diesem Einblick? Sie erkennt die GŸte Gottes in ihrer persšnlichen
Lebensgeschichte: Gott hat herabgeschaut auf die Niedrigkeit seiner Magd! Er
tat es mit einem Gnadenblick voll wunderbarer Wirkkraft: Gott schaute aus der
Hšhe in die Tiefe der Seele Marias schon im ersten Augenblick ihrer Existenz
und bewahrte sie vor der Erbschuld rein und unbefleckt. Gott hat diese Seele
vom ersten Augenblick an eingehŸllt in den Mantel seiner Gnade und Liebe in der
Unbefleckten EmpfŠngnis. Und als die FŸlle der Zeit am Ende des langen
Všlkeradvents nun angebrochen war, warf Gott wieder einen Gnadenblick voll
wunderbarer Wirkkraft auf seine kleine, niedrige, demŸtige Magd und wirkte in
ihrem jungfrŠulichen Scho§ das Wunder der Menschwerdung des Sohnes Gottes!
Wahrlich, wer dieses Wunder in
seiner gewaltigen, heilsgeschichtlichen Bedeutung und Grš§e recht bedenkt, der
kann es Maria nur bestŠtigen: Gott hat herabgeschaut auf die Niedrigkeit seiner
Magd und hat Gro§es, unsagbar Gro§es an ihr getan!
Nach dem demŸtigen Einblick Marias in das
Gnadenleben ihrer eigenen Seele und in das Gro§e, das Gott an ihr und in ihr
trotz ihrer Kleinheit und Niedrigkeit getan hat, geht Maria in der 2. Strophe
des Magnificat Ÿber zu einem vertrauensvollen Aufblick zu Gott, der machtvoll
in der Weltgeschichte waltet und die ŸbermŸtigen Scheingrš§en unter den
MŠchtigen der Erde von ihrem Thron zu stŸrzen vermag! Es sind – wie
Kardinal Michael v. Faulhaber einmal gesagt hat – ãvor allem drei
irdische Gro§mŠchte, die dem machtvollen Wirken des gšttlichen Armes
entgegenwirken: die hochfahrenden Geister einer gottfeindlichen Wissenschaft,
die Machthaber einer gottlosen Politik und die Reichen eines gottverhassten
Kapitalismus. Und dennoch, selbst im Dreibund miteinander wŸrden Geistesmacht,
politische Macht und Geldmacht gegenŸber der Allmacht Gottes letztlich nicht
aufkommen.Ò Gott ãzerstreut, die im
Herzen voll Hochmut sindÒ, er wirft in den Staub die hochfahrenden Geister der
Auflehnung gegen seinen Schšpfungsplan und gegen sein Gesetz. Gott stŸrzt, die
in Auflehnung gegen sein Gesetz regieren, vom Throne. Gott lŠsst die
ŸbermŸtigen, selbstsŸchtigen egoistischen Reichen, die die BrŸder in Not
hungern und verhungern lassen, zuletzt leer ausgehen. Was Maria in den
prophetischen Worten der 2. Strophe des Magnificat vorausgesagt hat, das hat
doch unsere Generation wie keine andere mehrmals schon in erschŸtternder Weise
erlebt: wir sahen Throne stŸrzen, die fŸr tausend Jahre aufgerichtet worden
waren. Wir werden noch andere, Šhnliche Beweise der gšttlichen Macht gegen
alles RŠnkespiel ŸbermŸtiger Menschen erleben, ganz sicher.
In der 3. Strophe geht es Maria im
Magnificat zuletzt noch um einen dankbaren RŸckblick auf die Geschichte des
auserwŠhlten Volkes. Maria besingt hier Gottes Treue in der FŸhrung des Volkes
Israel aus dem Alten in den Neuen Bund hinein: ãGott hat sich Israels, seines
Knechtes, angenommen, eingedenk seines Erbarmens, das Er unseren VŠtern
verhei§en, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig!Ò Die Geschichte des Volkes
Israel, das sie Offenbarung Gottes hŸten und dem verhei§enen Messias im
Všlkeradvent die Wege bereiten sollte, ist umsŠumt von DenkmŠlern gšttlicher
Treue und Barmherzigkeit! Dem Patriarchen Abraham hat Gott die Verhei§ung
gegeben, dass in einem seiner Nachkommen die Všlker der Erde gesegnet werden
wŸrden. Isaak gegenŸber wurde diese Verhei§ung bestŠtigt und dann geht die
Verhei§ung des Messias auf Jakob, von ihm auf den Stamm Juda, in diesem auf das
Haus Davids Ÿber. Und trotz der Untreue Israels bleibt Gott seinen Verhei§ungen
treu und die Propheten Isaias, Jeremias, MichŠas verkŸnden es immer deutlicher.
Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebŠren und Bethlehem wird die
Geburtsstadt des verhei§enen Messias, des Davidssohnes sein. Alle Versuche der
Menschen aber, alle AnschlŠge der Hšlle gegen den Erlšsungsplan Gottes konnten
die Treue Gottes nicht erschŸttern. Es kam in der FŸlle der Zeit die Stunde, in
der die Verhei§ungen der VŠter- und Prophetenzeit eingelšst wurden, da der
Engel des Herrn Maria die Botschaft brachte und sie empfing vom Hl. Geist!
Uns scheint das vierte Wort Marias in ihrem
ergreifend schšnen, inhaltsreichen
Gebet des Magnificat wieder eine wichtige Botschaft Marias an unsere
Zeit zu sein: Maria, ãdie betende Jungfrau, deren Seele im Magnificat
Ÿberstršmt in Worten der Verherrlichung Gottes, der Demut, des Glaubens und der
HoffnungÒ, gibt den Menschen unserer Zeit, die weithin das Beten verlernt
haben, die Mahnung, wieder mehr, wieder besser zu beten.
Es ist wirklich so: In unserer Zeit
scheinen die Menschen das Beten verlernt zu haben: Man beten nicht mehr. Man
betet jedenfalls nicht mehr genug. Das gemeinsame Familiengebet ist weithin
abgekommen und verstummt und doch wŸrde es auch in unserer Zeit stimmen: Eine
Familie, die noch zusammen betet, hŠlt auch zusammen! Bei den meisten Menschen
reicht es kaum mehr zu den tŠglichen Pflichtgebeten am Morgen und am Abend.
Eher spottet man Ÿber Menschen, die noch beten. Und dort, wo noch gebetet wird,
ist vielfach das beten nur noch ein armseliges Betteln, aber nicht mehr ein
Beten aus gro§mŸtigem und demŸtigem Herzen heraus im Gotteslob und im Dank an
Gott, der auch an uns Gro§es getan hat und immer noch tut. Vom Beten Marias im
Magnificat kšnnte man so viel lernen.
Wieder drŠngt sich uns die Bitte auf die
Lippen: Maria, du ãvortreffliches GefŠ§ der AndachtÒ, lass uns bei dir in die
Gebetsschule gehen und von deinem Magnificat, dem vierten Wort, das uns die Hl.
Schrift von dir aufbewahrt hat, lernen, was es gro§es, Schšnes, Erhebendes,
Tršstliches und Wichtiges um das rechte Beten und um die rechten Beter ist!
Denn ãwer recht zu beten wei§, der wei§ auch recht zu lebenÒ, wie der Hl.
Augustinus gesagt hat.
5. In der
Verborgenheit von Nazareth, in der Geborgenheit der Heiligen Familie wuchs der
Jesusknabe, behŸtet von seiner jungfrŠulichen Mutter und dem treu sorgenden
Pflegevater heran. Der Jahreslauf mit seinem Alltag voll Arbeit und Gebet wurde
einmal unterbrochen durch die Wallfahrt nach Jerusalem: ãVoll Freude war ich,
das sie mir sagten: wir ziehen zum Hause Jahwes! Schon treten unsere F٤e in
deine Tore, Jerusalem. Jerusalem, du Stadt, so herrlich erbaut, gar fest gefŸgt
und geschlossen. Dorthin ziehen die StŠmme hinauf, die StŠmme Jahwes, nach
Israels Gesetz, den Namen Jahwes zu lobpreisen..Ò( Ps 122,1-4).
Die Freude der Pilgerfahrt wurde ganz stark
getrŸbt, als am Ende der šsterlichen Wallfahrt in den Tempel zu Jerusalem der
12jŠhrige Jesusknabe verlorengegangen war. Als Maria und Joseph nach
dreitŠgigem bangem Suchen den Jesusknaben im Tempel mitten unter den
Schriftgelehrten wiederfanden, sprach Maria ihr fŸnftes Wort: ãKind, warum hast du uns
das angetan? Siehe, dien Vater und ich haben dich mit schmerzen gesucht!Ò (Lk
2,48)
Dieses fŸnfte Wort Marias, das uns in der Hl.
Schrift im Auftrag des inspirierenden Hl. Geistes aufgezeichnet worden ist, ist
ein Wort, das aus einem leiderfŸllten, besorgten, suchenden Mutterherzen kommt.
Wie echt menschlich kommt dabei Marias Liebe zu ihrem gšttlichen Kind zum
Ausdruck, die bange Sorge, diesen rŠtselhaft geheimnisvollen Sohn, der vor
zwšlf Jahren in so einzigartig eigenartiger, jungfrŠulicher Weise in ihrem
Scho§ die menschliche Natur angenommen hatte und der, wie ihr der Glaube sagte,
nicht der natŸrliche Sohn ihres Gemahls Joseph, sondern der wesensgleiche Sohn
des himmlischen Vaters war, vielleicht gar bald schon fŸr ganz verlieren zu
kšnnen. Die bange Ahnung mag dabei mitgeschwungen haben, dass es einmal doch so
sein wird... Das Verlieren dieses Sohnes in der Kreuzigung und dreitŠgigen
Grabesruhe wurde vorausfŸhlend erahnt ... ãKind, warum hast du uns das getan?
Warum hast du uns verlassen?Ò Ist es nicht eigenartig, wie dieses Kind Mariens,
der Sohn Marias, gut zwanzig Jahre spŠter, umgekehrt selber diese bange Frage
mit dem Warum aussprechen wird, dann aber nicht etwa an die Mutter gerichtet,
die ja den Sohn auch dann nicht verlassen oder im Stiche lassen wird, sondern
gerichtet an den Vater im Himmel, der die Ursache war, warum der zwšlfjŠhrige
Knabe damals im Tempel zurŸckblieb: ãWusstet ihr denn nicht, dass ich in dem
sein muss, was meines Vaters, meines himmlischen Vaters ist?Ò Aus dem Mund des
Gekreuzigten kommt – an den himmlischen Vater gerichtet – die so
fremd und hart und leidvoll klingende Warum-Frage: ãMein Gott, mein Gott, warum
hast du mich verlassen?!Ò Diese Warum-Fragen, die keine menschlich verstehbare
Antwort erhalten, sind harte Proben des Glaubens. Das aber ist der wahre
Glaube, der auch in die unbegreiflichen Geheimnisse des geheimnisvollen Gottes
hineinglaubt, dessen Gedanken nicht unsere Gedanken, dessen Wege nicht unsere
Wege sind!
Das fŸnfte Wort Marias lŠsst uns aber nicht
nur einen tiefen Blick in das im Glauben erprobte Mutterherz der besten Mutter
tun, es ist zugleich wieder eine Botschaft Marias an die Menschen unserer Zeit,
voran an die MŸtter (und VŠter) in Bezug auf ihr VerhŠltnis zu den
heranwachsenden Kindern: Auf der einen Seite gibt es heute MŸtter (und VŠter),
die voll Sorge um ihre heranwachsenden Kinder sind, bei denen sie spŸren, dass sie
ihr Vertrauen weithin verloren haben und dass sie ihnen, den Eltern, entfremdet
sind durch mangelnden Glauben und durch všllig andere weltanschauliche,
religišse und sittliche Ansichten!
Wie oft kann ein Priester heute bei
Seelsorgeaushilfen im Beichtstuhl und im religišsen GesprŠch die bange Klage
besorgter MŸtter und VŠter hšren: ãMein heranwachsendes Kind, mein Sohn, meine
Tochter, glaubt nichts mehr, praktiziert nicht mehr, geht ganz andere Wege, es
dŸnkt mir, wie wenn ich mein Kind verloren hŠtte!Ò Auf der anderen Seite gibt
es heute aber auch umgekehrt viele MŸtter und VŠter, die beklagenswert wenig um
ihre heranwachsenden Sšhne und Tšchter besorgt sind und ihre Kinder oft so
sorglos und bedenkenlos Ÿberall dabei sein lassen, bei jedem Film, bei jeder
Unterhaltung, auf jedem Ball, in jeder Gesellschaft, auf jeder Party, in jeder
Disco, statt besorgt den Kindern nachzugehen, die Kinder zu suchen, sich darum
zu kŸmmern, was die heranwachsenden Kinder tun, lesen, sehen, hšren. Manche
MŸtter kŸmmern sich so wenig um ihre Kinder, dass es erschŸtternd einer totalen
VernachlŠssigung der Erziehungspflicht gleichkommt und man sich dabei dann gar
nicht wundern braucht, wenn solche Kinder in der Reifungszeit Schiffbruch
erleiden im Glauben, in der Sittlichkeit, in der Reinheit und auf schiefe Bahn
geraten.
In 15jŠhriger Seelsorge an der gefŠhrdeten
weiblichen Jugend in einem Schwererziehbaren-Heim habe ich es immer wieder
erlebt, dass zu 90 Prozent nicht
die halbwŸchsigen MŠdchen, sondern ihre MŸtter und VŠter daran schuld waren,
dass bei den jungen, unerfahrenen Menschen auf Grund der heutigen seelischen
Umweltverschmutzung so manches Beklagenswerte passierte! Ein gerade gro§jŠhrig
gewordenes MŠdchen, das sehr schnell auf schiefe Bahn geraten und dabei schwer straffŠllig
geworden und zu einer GefŠngnisstrafe verurteilt worden war, sagte bei der
Entlassung nach verb٤ter Strafe zu mir, dem damaligen Gefangenenseelsorger,
nach meinen gut gemeinten, mahnenden Abschiedsworten: ãHochwŸrden, Sie haben
leicht reden, Sie haben sicher eine gute Mutter gehabt; aber meine Mutter war
keine Mutter!Ò
Seht, da klingt das fŸnfte Wort Marias
ãKind ... dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!Ò wie eine zu
Herzen gehende Mahnung an die MŸtter und VŠter unserer Zeit: Habt doch mehr
Zeit, mehr VerstŠndnis, mehr Sorge, mehr mŸtterlichen und vŠterlichen
Verantwortungssinn fŸr eure heranwachsenden Sšhne und Tšchter! Sorgt und
kŸmmert euch doch um sie und sucht sie mit sorgender Liebe, ohne ihnen
misstrauisch Ÿberall nachzuspionieren!
Christliche Eltern sollten diese Sorge um
die heranwachsenden Kinder immer wieder zu Maria tragen, die damals zusammen
mit dem Hl. Joseph in Schmerzen den 12jŠhrigen Sohn gesucht hat. Maria hat
VerstŠndnis dafŸr, auch fŸr das Leid und den Schmerz, den heranwachsende Kinder
ihren Eltern bereiten, wenn sie sich vom Glauben und der rechten sittlichen
Haltung entfremdet haben und ganz andere Wege gehen, als die Eltern es aus
christlicher †berzeugung und Tradition heraus erwarten wŸrden! Einer Mutter machte
der heranwachsende Sohn, der in mehrfacher Hinsicht auf Abwege geraten war, so
viel Sorge, dass sie aus dem Weinen und Beten nicht mehr herauszukommen schien.
Und als sie eines Tages einem Bischof ihr hartes Leid um den mit so viel Liebe
gesuchten Sohn klagte, bekam sie die Antwort: ãDas Kind so vieler TrŠnen und
Gebete kann doch nicht verloren gehen!Ò Es ist leicht zu erraten, wer diese Mutter
und ihr verlorengegangener Sohn waren: Die heilige Mutter Monika und ihr Sohn
Augustinus, der spŠtere gro§e Bischof und Kirchenlehrer!
(Unter den FestungswŠllen, die der
Salzburger FŸrsterzbischof Paris Lodron wŠhrend des 30jŠhrigen Krieges zur
Abwehr des Feindes auf den Salzburger Hausbergen, dem Kapuzinerberg,
Festungsberg und Mšnchsberg, errichten lie§, gibt es in Salzburg-MŸlln auch
eine Augustinus-Pforte und eine Monika-Pforte, beide mit gro§artigen
lateinischen Inschriften Ÿber diese beiden Heiligengestalten der
frŸhchristlichen Zeit. Auf der Monika-Pforte stehen die vielsagenden Worte,
dass Mutter Monika ihren gro§en Sohn Augustinus zweimal geboren hat (ãbis
peperitÒ). Ob das bei jeder christlichen Mutter in der Sorge um ihren
heranreifenden Sohn, um ihre heranreifende Tochter, nicht genauso sein mŸsste
nach dem Vorbild Marias? MŸsste es da jede christliche Mutter ihrem Kind
gegenŸber Maria nicht nachsprechen: ãDein Vater und ich haben dich mit Schmerzen
gesucht!Ò?)
Richten wir auch beim fŸnften Wort Marias
eine Bitte an sie. Etwa in der Form: Du getreue Jungfrau und Mutter, erbitte
unseren MŸttern, unseren VŠtern das rechte, gro§e, verstŠndnisvolle
Verantwortungsbewusstsein ihren heranreifenden Kindern gegenŸber in sorgender
Liebe und liebender Sorge, wie du sie gezeigt hast beim Suchen des
verlorengegangenen 12jŠhrigen Jesusknaben!
6. Der Herr
Jesus Christus begann sein šffentliches Wirken auf der Hochzeit zu Kana in
GalilŠa, zu der er, seine Mutter und seine ersten JŸnger geladen waren. Beim
Hochzeitsmahl ging der Wein aus. Maria merkte es sofort in ihrer
hausfraulich-mŸtterlichen Art, ging zu ihrem Sohn und sprach zu ihm jenen Satz,
der uns als sechstes Wort Marias in der Hl. Schrift aufgezeichnet ist: ãSie
haben keinen Wein mehr!Ò (Joh 2,3)
Auf den ersten Blick wahrlich ein
eigenartiges Wort Marias! Denn wenn Maria, die jungfrŠuliche Gottesmutter, mit
ihrem gšttlichen Sohn jetzt, da er sein šffentliches Lehren und Wirken begonnen
hat, in der …ffentlichkeit redet, sollte man doch meinen, dass nur ganz gro§e,
ganz wichtige, ganz erhabene GegenstŠnde zur Sprache kŠmen. Man mšchte meinen,
dass Maria da mit ihrem gšttlichen Sohn Ÿber das Heil der Welt oder Ÿber die
heilsnotwendigen ewigen Wahrheiten oder Ÿber die beseligende Anschauung Gottes
im ewigen GlŸck des Himmels sprechen wŸrde. Aber siehe da, was Maria jetzt
sagt, ist doch eine hšchst unbedeutende Feststellung: Den sicher nicht sehr
wohlhabenden Brautleuten ist beim Hochzeitsmahl der Wein ausgegangen,
vielleicht ohnedies gerade deshalb, weil Jesus nicht blo§ persšnlich zum
Hochzeitsmahl gekommen war, sondern auch die nicht mehr kleine Schar seiner
Apostel mitgebracht hatte. Dieses Ausgehen des Weins mag zwar eine peinliche,
aber doch wahrlich keine tragische Angelegenheit gewesen sein. Und doch sah es
Maria, stellte es fest in diskreter Art und wagte damit eine Bitte
auszusprechen: ãSie haben keinen Wein mehr!Ò das hie§ doch ihrem gšttlichen
Sohn gegenŸber: ãDu kšnntest da doch sicher helfen! Bitte, tue es!Ò
Es ist ein stilles, kleines, bescheidenes
Wort, dieses sechste Wort Marias: ãSie haben keinen Wein mehr!Ò Aber auch
diesem Wort kommt Grš§e zu wegen der Gesinnung, die aus ihm sprach. Denn dieses
Wort ging hervor aus einem wahrhaft gŸtigen, ungemein aufmerksamen mŸtterlichen
Herzen. Maria, diese gŸtige Mutter, konnte nicht ansehen, dass jene schlichten
Hochzeitsleute an ihrem Hochzeitstag einen Kummer hŠtten; sie wollte, dass
ihnen geholfen werde. Ja, aus mŸtterlicher GŸte kam dieses Wort und ist wohl
deshalb der Ehre wert befunden worden, in der Hl. Schrift festgehalten zu
werden.
Wir aber sollten daraus erkennen: Auch jene
Worte, die wir bei unbedeutenden, alltŠglichen AnlŠssen sprechen, auch jene
Worte, die vielleicht nur kleine und kleinste Dinge betreffen, kšnnen gro§ und
bedeutungsvoll sein, wenn sie aus einem guten, liebevollen, erbarmenden Herzen
kommen. Und kein Wort, das aus echter Liebe zum Mitmenschen gesprochen wird,
ist letztlich unbedeutsam, es wird vielmehr gro§ und bedeutsam wie damals bei
der Hochzeit zu Kana. Denn auf das Wort Marias hin: ãSie haben keinen Wein
mehr!Ò wirkte der Herr schlie§lich sein erstes Wunder. Wieder wird so das Wort
Marias zu einer Botschaft fŸr die Menschen unserer Zeit, in der zwar sehr viel
von Mitmenschlichkeit und BrŸderlichkeit geredet wird, aber doch viel KŠlte und
GleichgŸltigkeit dem Bruder in Not gegenŸber herrscht. Dass wir doch wie Maria
bei der Hochzeit zu Kana ein offenes Auge, ein offenes Herz, eine offene Hand
fŸr die Not der Mitmenschen hŠtten, zugreifen, helfen oder doch wenigstens
intervenieren wŸrden, dann wŸrde Gott schon weiterhelfen, denn Er bedient sich
mit Vorliebe des Kleinen, um Gro§es dadurch zu vollbringen, Er bedient sich
eines unscheinbaren Wortes der Aufmerksamkeit, der Intervention, der
FŸrsprache, um daraufhin sogar wunderbar zu helfen. Ein Wort der GŸte und Liebe
aus dem Munde der Mutter der schšnen Liebe wurde damals gesprochen und ein
Wunder geschah. Es hat sich seither unzŠhlige Male im Lauf der
Kirchengeschichte wiederholt, sonst hie§e es doch nicht so oft auf den
Votivtafeln der Marienwallfahrtsorte: ãMaria hat geholfen!Ò Ja, seit damals bei
der Hochzeit zu Kana, seit jenem sechsten Wort Marias ist das Vertrauen in ihre
FŸrsprache in den gro§en und kleinen Angelegenheiten des Lebens nicht mehr
erstorben in der Christenheit. Und jedes vertrauensvolle Gebet zu Maria ist
dafŸr Ausdruck, angefangen vom ersten au§erbiblischen Gebet zu Maria, das noch
in das dritte Jahrhundert zurŸckreicht: ãUnter deinen Schutz und Schirm fliehen
wir, heilige Gottesmutter ....
Textteile fehlen!
... Dieses siebte Wort Marias ist ein
heiliger Auftrag nicht nur an die Diener bei der Hochzeit zu Kana, sondern an
uns alle. Und alles, was Maria etwa spŠter bei ihren verschiedenen
Erscheinungen, vor allem in Lourdes und Fatima, gesprochen hat, steckt bereits
in diesem siebten Wort Marias. Sie sagt uns: ãHabt Vertrauen, glaubt nur,
zweifelt nicht, tut nur immer, was Er, mein Sohn, euch sagt, und es wird immer
wieder alles recht, auch wenn ich r es nicht gleich begreift und versteht! Alles, was
Er euch sagt, das tut, denn das ist sicher das Richtige, das dem Willen Gottes
Entsprechende und eurem Seelenheil Dienende! Gehorcht Ihm nur! Ihr werdet gut
dabei fahren, auch dann, wenn Er scheinbar eine sinnlose Weisung geben sollte
wie damals bei der Hochzeit zu Kann, als Er zu den Dienern sagte: ãFŸllt die
KrŸge mit Wasser!Ò (Joh 2,7). Er kann eben auch Wasser in Wein verwandeln. Es
kommt nur alles auf euren Glauben, auf euren Gehorsam gegen das Wort des Herrn,
gegen den Willen des Herrn an!Ò – Zu diesem Satz der jungfrŠulichen
Gottesmutter hat Papst Paul VI. kŸrzlich mit Recht erklŠrt: ãDas sind Worte,
die nur scheinbar auf den Wunsch beschrŠnkt sind, einer sich bei einem Mahl
ergebenden Verlegenheit abzuhelfen; diese Worte stellen vielmehr in der
Perspektive des Johannes-Evangeliums eine Aussage dar, die die vom Volk Israel
benutzte Formel wiederzugeben scheint, mit der es den Sinai-Bund geschlossen
(vgl. Ex 19,8; 24,3.7; Deut 5,2/) und die sich daraus ergebenden
Verpflichtungen bejaht hat (vgl. Jos 24,24; Esd 10,12; Neh 5,12); es sind
Worte, die auf wunderbare Weise mit jenen des himmlischen Vaters wŠhrend der
Gotteserscheinung auf dem Berg Tabor Ÿbereinstimmen: ãAuf Ihn sollt ihr hšren!Ò
(Mt 17,5)Ò
Ja, das Wort Marias: ãAlles, was Er euch
sagt, das tut!Ò und das Wort des himmlischen Vaters: ãAuf Ihn sollt ihr hšren!Ò
treffen sich in einem vielsagenden Gleichklang. Denn beide Worte wollen
dasselbe sagen: ãHaltet euch an Ihn, ihr Menschenkinder, der fŸr euch ãWeg,
Wahrheit und LebenÒ ist! Denn er wei§ schon, was euch zum wahren Ziel, zur
ewigen Heimat, zum ewigen Hochzeitsmahl fŸhrt!Ò
Auch am Schluss des siebten und letzten
Wortes Marias wollen wir an sie eine Bitte richten: Mutter vom Guten Rat, die
du uns den Rat gegeben hast, alles zu tun, was dein gšttlicher Sohn von uns
verlangt, erbitte die Kraft und Gnade, das allezeit zu beherzigen, damit uns
einmal, gestŠrkt durch das verwandelte Brot und den verwandelten Wein der
Eucharistiefeier die letzte, gro§e Seligpreisung zuteilwird: ãSelig, die zum
Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind!Ò
Mšge es uns allen beim Meditieren der
sieben Worte Marias immer mehr aufgehen, dass diese sieben Worte Marias eine
immer beherzigenswerte, siebenfache Botschaft der jungfrŠulichen Gottesmutter
an uns alle sind:
1. Eine
Botschaft von der Schšnheit des reinen, jungfrŠulichen Herzens: ãWie soll dies
geschehen, da ich keinen Mann erkenne?Ò
2. Eine Botschaft
von der Grš§e des demŸtigen, dienstbereiten Herzens: ãSiehe, ich bin die Magd
des Herrn!Ò
3. Eine
Botschaft von der Strahlkraft des gŸtigen, menschenfreundlichen Herzens im
Gru§wort Marias an Elisabeth.
4. Eine
Botschaft von der Bedeutung des frommen, gebetseifrigen Herzens im Magnificat
Marias.
5. Eine
Botschaft von der Liebe des mŸtterlich suchenden, verantwortungsbewussten
Herzens: ãKind, warum hast du uns das getan? Dein Vater und ich haben dich mit
Schmerzen gesucht!Ò
6. Eine
Botschaft von der Erhšhung des aufmerksam mitfŸhlenden und mitleidenden
Herzens: ãSie haben keinen Wein mehr!Ò
7. Eine
Botschaft vom GlŸck des gottergebenen, Gott gehorchenden Herzens: ãAlles, was
er euch sagt, das tut!Ò
Halten
wir uns an diese siebenfache Botschaft Marias! Es wird uns allen gut tun in
dieser verworrenen, krisenhaften Zeit!